Jetzt auch in Silber – Die Goldmünze Krügerrand bekommt Gesellschaft
Das Interesse an Edelmetallen ist seit dem Abklingen der Finanzkrise zwar zurückgegangen, doch es gibt immer noch eine ansehnliche Schar von Menschen, die sich sicherer fühlen, wenn sie ein Teil ihres Vermögens in Gold und Silber konvertieren. In Deutschland gehört die Goldmünze Krügerrand zu den beliebtesten Objekten. Nun gibt es die weltweit wohl bekannteste Goldmünze auch in Silber. „Auf dem deutschen Markt wollen wir uns mittelfristig unter den drei beliebtesten Silbermünzen etablieren“, sagt Richard Collocott, Marketing-Leiter der Rand Refinery, die, zusammen mit der staatlichen Münzprägeanstalt Südafrikas, das Anlageprodukt lanciert.
Den deutschen Markt für Silbermünzen dominieren derzeit Kanada mit dem „Maple Leaf“, Australien mit dem „Australian Nugget“ und die USA mit dem „American Silver Eagle“. „Mit dieser unlimitiert geprägten Krügerrrand-Silbermünze, die nah am aktuellen Silberpreis verkauft wird, greift die Rand Refinery ihre Mitbewerber an“, sagt Benjamin Summa vom Edelmetallhändler Pro Aurum. Insbesondere für europäische Silberunzen-Hersteller sei das unerfreulich, weil es fortan einen weiteren außereuropäischen Produzenten gebe, der Silbermünzen hierzulande günstiger verkaufen könne. „Die aus dem EU-Ausland importierten Silber-Anlagemünzen sind wegen einer besonderen Umsatzsteuerregel rund zwölf Prozent billiger zu bekommen als vergleichbare europäische Produkte.“
Der Gold- und Silberpreis ist seit 2011- dem Höhepunkt der Euro-Schuldenkrise- deutlich gefallen. Die Unze Silber kostet aktuell rund 16 Dollar, vor fünf Jahren waren es noch 25 Dollar. Silber kommt bei der Schmuckherstellung und in der Industrie zum Einsatz, etwa in der Solarbranche und der Produktion elektronischer Geräte. „Der Silberpreis folgt häufig der Entwicklung des Goldpreises, allerdings sind die Preisausschläge bei Silber meist stärker, sowohl nach unten, als auch nach oben“, sagt Wolfgang Wrzesniok-Roßbach, Geschäftsführer bei Degussa Goldhandel.
Das Design des Silber-Krüggerrands ist identisch mit der altbekannten goldenen Version, die seit 1967 verkauft wird. Die Vorderseite der Münze zeigt den Politiker und Militärkommandanten Paul Kruger. Auf der Rückseite ist ein Springbock zu sehen, das Nationaltier Südafrikas.
Viele Anleger schätzen Silbermünzen als Notgeld in der Krise, etwa wenn etablierte Währungen nicht mehr zur Verfügung stünden oder rapide an Wert verlören. Eine Silbermünze hat derzeit einen Wert von rund 16 Euro. Damit ließen sich dann im beschriebenen Ernstfall Brot und andere Lebensmittel bezahlen. Mit einer Goldmünze wäre das schwierig. Sie hat einen Wert von 1000 Euro und lässt sich nicht einfach stückeln. Die Hersteller möchten auch neue Kunden locken. Eine Silbermünze für 16 Euro sei auch für Durchschnittsverdiener erschwinglich.
Silber und Gold sind sehr schwer, auch deshalb bieten Banken und Produzenten Miettresore an, um das Edelmetall zu bunkern. Doch viele Anleger wollen es lieber zu Hause haben. „Einmal schickte ein Mann seine Frau, um das gekaufte Silber abzuholen“, erinnert sich Wrzesniok-Roßbach. „Es waren 450 Kilogramm. Sie musste mehrmals fahren.“
Quelle: Wirtschaftsreport Süddeutsche Zeitung, 01. August 2018, Nr. 175, S. 19